30. April 2021
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5. June 2021
www.spiel-regeln.de
Games are subject to rules, but the rules are not always transparent, making it hard for potentially new players to become active participants. In his show Spielregeln (Rules of the Game) at gallery KM, the artist Sebastian Jung examines the art business and his own position in relation to its unwritten rules.
The five-part series Kunstmesse (2018) and the floor piece Puzzle (2021) address an art fair and thus a location where art presents itself most conspicuously as a commodity. The gallery, always at once an exhibiting institution and a business, reveals its economic side. The artist shows the goings-on at the fair in pointed, slightly exaggerated drawings focusing on the interaction between artwork and fair visitors. The rapid drawing style reflects the mood vacillating between euphoria and exhaustion, shows difference in repetition, the staging of art as a commodity, and the self-fashioning of the audience. All this is addressed in the way the works are presented in the gallery.
Sebastian Jung’s artistic approach consists in observing and taking notes. His sketch-like impressions in the form of drawings are characterized by an activist engagement against the repercussions of spreading populism in society and politics. He also accompanied the NSU trial in Munich, the “Strukturwandel West” and the effects of the corona pandemic. His works are shaped by a subjective yet analytical view of his surroundings and the sociopolitical condition they are in, when capturing the respective environment in intuitive snapshots. The artist often initiates interdisciplinary projects in collaboration with representatives from the areas of politics, science and society. Political foundations and art institutions appreciate his approach, because as an artist he can open up perspectives that complement or even contradict their own points of view.
But when this scenario of both distanced and participant observation is applied to the relations between galleries and artists, the view becomes complicated. Can such a strategy involving the observations of a nonconformist resonate critically in the system of the art market? Isn’t he, as an artist, automatically part of the bigger picture that he seeks to analyze in his drawings?
Nicolaus Schafhausen
On the occasion of the exhibition a publication (online and print) based on a think tank about the art market is published, including a foreword by Vanessa Joan Müller and statements by Catrin Lorch, Eivind Furnesvik, Hannes Schmidt, Deborah Schamoni and Alexander Koch & Nikolaus Oberhuber.
Spiele unterliegen Spielregeln, doch nicht immer sind diese transparent. Das macht es für potenzielle neue Mitspieler*innen schwierig, zu aktiven Teilnehmer*innen zu werden. Mit seiner Ausstellung Spielregeln in der Galerie KM betrachtet der Künstler Sebastian Jung den Kunstbetrieb und seine eigene Position darin im Verhältnis zu den dort ungeschriebenen Regeln.
Die für die Ausstellung ausgewählten Werke thematisieren eine Kunstmesse und damit jenen Bereich, in der sich Kunst am deutlichsten in ihrer Warenförmigkeit präsentiert. Die Galerie, stets ausstellende Institution und Geschäftsbetrieb zugleich, wird hier von ihrer ökonomischen Seite sichtbar. In dem fünfteiligen Werk Kunstmesse (2018) zeigt der Künstler das Treiben der Messe in pointierten, leicht überspitzten Zeichnungen, die ihren Fokus auf die Interaktion zwischen Kunstwerk und Messebesucher*innen legt. Der schnelle Zeichenstil gibt deren Stimmung zwischen Euphorie und Erschöpfung schlagfertig wieder, zeigt die Differenz in der Wiederholung, das Inszenieren des Werks als Ware und die Selbstinszenierung des Publikums. All dies wird durch die Präsentation der Werke innerhalb der Galerieräume aufgegriffen.
Sebastian Jungs künstlerischer Ansatz ist der des Beobachtens und Notierens. Seine skizzenhaften Eindrücke in Form von Zeichnungen sind von einem aktivistischen Engagement etwa gegen die Auswirkungen des um sich greifenden, gesellschaftlichen wie politischen Populismus geprägt. Er hat aber auch den NSU-Prozess in München zeichnerisch begleitet, den “Strukturwandel West” und die Auswirkungen der Corona-Pandemie. Seine Arbeiten charakterisiert ein subjektiver Blick auf die eigene Umgebung und deren gesellschaftspolitische Verfasstheit, wenn er das jeweilige Umfeld studiert und in intuitiven Momentaufnahmen festhält. Häufig initiiert der Künstler interdisziplinäre Projekte in Zusammenarbeit mit Vertreter*innen aus Politik, Wissenschaft und Gesellschaft. Politische Stiftungen und Kunstinstitutionen schätzen seine Herangehensweise, weil er als Künstler Perspektiven eröffnen kann, die ihren Blickwinkel ergänzen oder ihm gar widersprechen.
Wird dieses Szenario der gleichermaßen distanzierten wie teilnehmenden Beobachtung auf die Beziehungen zwischen Galerien und Künstler*innen übertragen, verkompliziert sich jedoch der Blick. Kann eine solche, auf die Beobachtungen eines Nonkonformisten angelegte Strategie im System des Kunstmarkts kritische Resonanz finden? Ist er als Künstler nicht automatisch Teil jenes größeren Ganzen, das er in der zeichnerischen Annäherung zu analysieren sucht?
Nicolaus Schafhausen
Anlässlich der Ausstellung erscheint eine Online- und Print-Publikation auf Grundlage eines Think Tanks zum Kunstmarkt, mit einem Vorwort von Vanessa Joan Müller und Statements von Catrin Lorch, Eivind Furnesvik, Sebastian Jung, Deborah Schamoni, Hannes Schmidt und Alexander Koch & Nikolaus Oberhuber.
www.spiel-regeln.de